Dienstag, 15. Dezember 2015

Weihnachten 1988

Seit heute Morgen habe ich einen Ohrwurm: "Girl, you know it’s true…..g-g-g-g-irl…Oh, Ohh, Oh I love you….“ Danke, Frau Mutter! Bei Ihr könnt Ihr sehen, was sie sich zu Weihnachten 1988 gewünscht hat.

Meine Geschichte geht so:

An Weihnachten 1988 bekam ich mein Tagebuch geschenkt, das ich im Januar 1989 begann. Meine Erinnerungen rund um die Zeit des Mauerfalls habe ich hier niedergeschrieben.

Meinen Wunschzettel habe ich nicht mehr, aber was ich an Weihnachten 1988 geschenkt bekam, habe ich hinten in meinem neuen Tagebuch aufgelistet. Ich war 12 Jahre alt, Bücherwurm, Pferdenärrin, habe Briefmarken gesammelt und konnte Aufkleber und Stifte immer gebrauchen.

Mein größter Wusch damals war auf alle Fälle ein Walkman. Gerade hatte ich meine erste Kassette bekommen: "Depeche Mode - Greatest Hits". Meine Berliner Oma hatte also den (heimlichen) Auftrag bekommen, bei einem ihrer seltenen Besuche in West-Berlin einen Walkman mitzubringen. Wenn sie in West-Berlin war kaufte sie immer Schokolade und Kaffee, die Dinge reichten ziemlich lange. Unter ihrer Unterwäsche schmuggelte sie ein paar Zeitschriften über die Grenze. Nix Besonderes, eher bunte Klatschblätter und lustige Taschenbücher, die ich immer sehr gerne anschaute, wenn ich bei Oma war.

An Heiligabend war ich so gespannt, ob sich mein Wunsch erfüllen würde. Nach dem Besuch der Christvesper in unserer Gemeinde, die sich natürlich wieder ewig hinzog, fuhren wir mit dem Auto nach Hause. Oma nahmen wir mit. Auf der Fahrt schaute ich besonders gerne in die beleuchteten Häuser und erhaschte hier und dort einen Blick in weihnachtliche Wohnzimmer und sah Familien, bei denen es schon an die Bescherung ging.

Zu Hause versammelten wir uns im Wohnzimmer. Unser Weihnachtsbaum stand auf einer kleinen Kommode, die zur großen dunklen Schrankwand passte, und war sehr üppig mit Lametta behängt. Ich liebte besonders die klaren Glaskugeln mit Goldglitzer drin. Nach und nach bekamen wir reihum unsere Geschenke und wickelten sie einzeln aus.

Und endlich, endlich kamen Kopfhörer unter dem Geschenkpapier meines Geschenks zum Vorschein! Ein Traum! Ich hatte einen Walkman bekommen! Er war blau. Ich wollte das Gerät aufklappen, um mir den Mechanismus anzuschauen. Aber Moment mal! Da war keine Klappe! Ich suchte einen versteckten Knopf oder irgendein Anzeichen eines Kassettenfachs. Da war keins.

Mein Papa nahm das Gerät in die Hand und schaute nach. "Oma, du hast ein Radio gekauft." Ich war bedient! So nah war ich einem Walkman noch nie und nun hatte Oma echt keine Ahnung und hatte das falsche Gerät gekauft. Ein Radio! Möp! Ein Umtausch war nicht möglich. So hörte ich also abends vor dem Schlafengehen ein wenig Radio. Einen echten Walkman habe ich erst Jahre später bekommen.

Die Bravo-Zeitung habe ich sehr lange aufgehoben. Die Poster, Aufkleber und sogar einzelne Seiten entwickelten sich zu einer begehrten Tauschware in der Schule. Das alles musste heimlich geschehen, denn wir durften mit den Zeitschriften aus dem Westen nicht erwischt werden.


Wenn wir gewusst hätten, dass das nächste Weihnachtsfest ganz anders werden würde...


8 Kommentare:

  1. Oh nein, einzeln auspacken und dann ist es das falsche Geschenk. Da warst du sicher sehr enttäuscht.

    Liebe Grüße
    Nicole

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  2. Auf der Wunschliste schon falsch:
    1 "Radio Walkmen"
    Da war die Oma nur halb Schuld
    ;-)

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    1. Oben im Text steht:

      "Meinen Wunschzettel habe ich nicht mehr, aber was ich an Weihnachten 1988 geschenkt bekam, habe ich hinten in meinem neuen Tagebuch aufgelistet."

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  3. Verflixt! Den Ohrwurm hättest Du nicht teilen müssen. Gerne gebe ich einen zurück: last christmas I gave you my heart, but the very next year...
    Ich kann mich auch noch an meinen ersten Walkman erinnern. Hat Papa von seinem Besuch aus dem Westen mitgebracht. Es war wirklich ein Walkman. :)

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  4. Arme Carola, das muss echt blöd gewesen sein! Ich muss trotzdem lachen, sorry! ;)

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