Mittwoch, 3. September 2014

Spätsommer und Elternabend

Spätsommer. Herbst. Heute war ein toll sonniger Tag. Warm in der Sonne, herbstknisterig frisch im Schatten. Erste gelbe Blätter wirbelten vor hellblauem Himmel.

Zeit der Elternabende. Aktuell sitzt der Liebste im Klassenraum vom Mutzelchen beim ersten Elternabend im 2. Schuljahr.

Kindergarten. Vorklasse. Grundschule. Weiterführende Schule. Seit nun 20 Jahren besuche ich Elternabende. Beruflich und privat. Auf einem Schlachtfeld, wie es uns die neuste Literatur weismachen möchte, war ich dabei noch nie. Ein furchtbares Wort, übrigens.

Mich macht das traurig. Immer wird alles hochgekocht, zum modernen Wettkampf erklärt und möglichst medienwirksam aufgearbeitet. Da wird über zu kleine Stühle geschimpft, über das Konzept, über die Lese- und Schreiblernmethode, über die anderen Eltern oder das pädagogische Personal.

Wie wäre es, einfach mal aufmerksam aufeinander zu achten und sich zu überlegen, dass wir doch einfach alle in Frieden leben wollen? Wie wäre es, zusammen darauf zu vertrauen, dass die kurze gemeinsame Zeit eine gute Zeit werden kann? Inklusion fängt ganz im Kleinen an, in unseren Köpfen. Wollen wir nicht alle das Beste aus der uns gegebenen Zeit machen?

In diesem Sinne: Viel Freude beim Elternabend!


Der Friede der Welt fängt in den Herzen und in den Häusern an. 
Reinhold Schneider, Dichter



9 Kommentare:

  1. Ganz besonders fürchterlich habe ich empfunden, wenn Eltern sich auf den Elternabenden produzieren und inszenieren. Ritter der Schwafelrunde ;-)

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  2. dazu steht morgen ein lustiger Text im neuen STERN!

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  3. Oh, ich denke an Reinhard Mey. " Nichts ist so erlabend, wie ein Elternabend..."
    Du hast Recht, die zu kleinen Stühle sind für diese begrenzte Zeit wirklich kein Problem.

    Ja, man kann vertrauen.
    Jedenfalls so lange, bis sich die eigenen Kinder durch sämtliche Modellprojekte gekämpft haben, die anschließend wegen Erfolglosigkeit für den nächsten Durchgang sofort wieder eingestampft werden.
    Keine Rücksicht auf Verluste.

    Man kann die Förderung schwächerer Kinder gutheißen. Jedenfalls so lange, bis klar wird, dass gute Schüler bereits in Klasse 2 gar keine Förderung mehr erhalten (und sich langweilen!), weil dazu nun wirklich nicht auch noch Kapazitäten vorhanden sind.

    Von 1994 - 2014.
    20 Jahre habe ich auf Elternabenden das Gejammer von Erziehern und Lehrern angehört, weil "unsere" Klasse die schrecklichste und unruhigste seit allen Zeiten war.
    Immer. Im Kindergarten und allen Schulen. Bei beiden Söhnen.
    Seltsam nur, dass genau das den Eltern der Parallelklassen auch gesagt wurde.

    Und ehrlich, am meisten suspekt waren mir immer die Eltern, die völlig kritiklos alles toll fanden, was das pädagogische Personal von sich gab.
    Diese naive Obrigkeitsgläubigkeit ist nicht jedem vergönnt.

    Heute kann ich nur sagen, Gott sei Dank!
    Meine Söhne haben die Schule beide trotzdem erfolgreich beendet.
    Und ich bin froh: nie wieder Elternabend.

    Dir wünsche ich für deine 3 jüngeren Kinder, dass sie ihre Schulzeit genauso unproblematisch und unbeschadet hinter sich bringen, wie offenbar dein Großer. Denn das ist NICHT die Regel.
    Elternarbeit in den o. g. 20 Jahren zeichnet mir ein anderes Bild.
    Desillusionierte
    Claudiagrüße

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  4. Ein schöner, wahrer Artikel. Ich komme gerade vom Elternabend meiner zweiten Klasse. Allerdings saß ich "vorne", als Klassenlehrerin. Es war ein netter Abend, ein gutes Kennenlernen und überhaupt nicht ärgerlich. Dennoch fahre ich immer mit einer guten Portion Nervosität dorthin, weil dies schon irgendwie der Abend ist, an dem wir Lehrer uns und unsere Arbeit präsentieren und uns ein bisschen offenbaren.
    Nun sitze ich noch bei einem guten Glas Wein und bin zufrieden.
    Liebe Grüße
    Doro

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  5. Noch haben wir Ferien, aber schon bald werden einige Elternabende folgen. Ich habe schon viele hinter mir und viele werden folgen. Noch nie sind sie entgleist und das darf so bleiben. Was mich viel mehr ärgert ist, das viele Eltern durchaus auch Kritik haben, die aber gerne hinter vorgehaltener Hand diskutieren. Es wäre dann viel schöner, wenn man die Kritik auch da anbringt, wo sie hin gehört. Das ist immer mein wunder Punkt. Wenn etwas sagen, dann auch da, wo es angebracht ist und wo es weiter bringen kann. Kritik muss ja nicht gleich in eine Auseinandersetzung enden.

    Liebe Grüße
    Andrea

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  6. Ich habe noch keine 20 Jahre Erfahrung, trotzdem bin ich auch desillusioniert. Doros Vorschlag, offen auf die Lehrer und Erzieher zu zugehen, kann ich leider auch nicht unterschreiben, da es bisher in meinem (Schul)Alltag keine Resonanz fand.

    Die Grundschule meiner Tochter war bestimmt nicht die Schlechteste Deutschlands, aber viele Kleinigkeiten haben mir schon gezeigt, dass wir Eltern nur störende Beiwerke sind, die zwar gerne viel Arbeit, die früher mal im Aufgabenbereich der Schule lag, erledigen dürfen, aber ernstgenommen oder angehört werden?

    Das letzte Sommerfest wurde mittels gelbem Zettel abgesagt mit der provokanten Anschuldigung, nicht genug Hilfe von Elternseite erhalten zu haben. Über 90 Eltern haben sich für die Hilfe freiwillig gemeldet, es wurde von der Schule aber eine nicht nachvollziehbare Summe von über 120 benötigten Eltern gefordert. Nachträglich erst auf diesem Zettel. Ist es nicht ein wenig vermessen, soviel Hilfe für ein von der Schule gewolltes Fest zu verlangen? Ist es sehr niederträchtig, zu glauben, dass die Absage eigentlich nicht mit der zu geringen Beteiligung (anderer Schulen träumen von solcher Beteiligung nur) zu tun hatte, sondern damit, dass der Schulhof wegen Bauarbeiten und dadurch gesperrten Flächen zu wenig Platz bot und evtl ein zu großes Risiko darstellte und sich die Schule einfach rauszureden versuchte?

    Wenn deine Nichte heulend zu Hause sitzt, weil ihre Klassenlehrerin ihr sagte, dass sie im Krippenspiel nicht der Engel sein dürfe, weil es "nur blonde weiße Engel gebe", was tust du da? Ähnliche Kommentare gab es öfter. Man hofft vergeblich, wenn man denkt, dass müsste ein Nachspiel für die Lehrerin haben. Es wird schützend die Hand über die Lehrerin gehalten. Ich vermute, damit ihre anstehende Pensionierung ohne Einbussen der Bezüge von statten geht.
    Mir persönlich wurde von Lehrerseite aus gesagt, dass "man sich keine Freunde im Kollegium macht", wenn man gegen besagte Lehrerin ist. Wenn das Wohl eines Kindes so viel weniger wert ist, als eine Lehrerin dieser Gesinnung, kann man nicht ruhig zu sehen, oder?

    Wenn Kinder mit ausländischem Nachnamen automatisch Zusatzunterricht bekommen in DaZ (Deutsch als Zweitsprache), mag per se Anerkennung finden, denn der Bedarf ist tatsächlich da. Hat ein Kind aber diesen Bedarf gar nicht, weil es eben deutsch spricht und nur wenige Worte einer Zweitsprache beherrscht, stehst du plötzlich dem Problem gegenüber, dass dein Kind trotzdem in diesen Unterricht gehen soll. Denn es geht - mal wieder - nicht um das Kind, sondern darum, dass eine gewisse Beteiligung benötigt wird, damit die Schule Zusatzgelder bekommt. Wird dieser Unterricht nicht genügend genutzt, gibt es keinen Anspruch mehr darauf. Heißt du nun nicht MüllerMeyerSchmidt, wird dein Kind - ein passenderer Ausdruck fällt mir nicht ein - zwangsrekrutiert. Willst du diese Stigmatisierung deines Kindes nicht, musst du wirklich sehr schweres Geschütz auffahren. Und anschließend heißt es Spießrutenlaufen, denn die Schulleitung hat sich offensichtlich so darüber geärgert und es verbreitet, dass jeder einzelne Lehrer spitze Kommentare ablässt und sogar andere, eigentlich unbeteiligte Eltern, einen darauf ansprechen.

    Wenn Elternvertreter, die sich mit einem neuen Projekt karitativ bemühen und organisieren wollen, um Kinderarmut (auf der Schule) etwas auffangen zu können - und die dann von Schulseite rüde abgebügelt werden, weil es nicht so wichtig ist wie "der Schulverein hat es aber auch nötig", .....

    ....dann merkt man einfach, dass es nicht nur Mütter-Mafia und Ritter der Schwafelrunde (herrlicher Begriff) gibt. Verletzte Eitelkeiten, Egopolitur, und das Pflegen der Unflexibilität sind schulseitig weitaus wichtiger.
    Ich habe mittlerweile den Eindruck erhalten, dass es um eines an Schulen _nicht_ geht - unsere Kinder. So gerne ich auch vorurteilsfrei an Lehrer und die Schule an sich herantreten würde, die geschilderten Erlebnisse machen es mir sehr schwer.

    LG

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  7. .... und wie überall gibt es " schwarze" und "weiße" Schafe - bei Lehrern, Eltern und Kinder.
    Die Schule im Allgemeinen gibt es eben auch nicht.
    Nichts für ungut, Slo

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