Mittwoch, 16. Februar 2011

Geplante Obsoleszenz

Habt Ihr auch das Gefühl, früher hätten alle Dinge länger gehalten? Damit könntet Ihr Recht haben.

Gestern Abend habe ich auf arte einen interessanten Bericht gesehen. "Kaufen für die Müllhalde". Es drehte sich u.a. um den Begriff der geplanten Obsoleszenz. Hatte ich vorher noch nie gehört. Kurz gesagt, werden von der Industrie Laufzeiten von Geräten vorher schon eingeplant, gar eingebaut. Am Beispiel eines Druckers wurde offengelegt, dass im Drucker ein winziger Chip dafür sorgt, dass der Drucker nach einer bestimmten Anzahl gedruckter Seiten den Dienst quittiert und irreparabel erscheint, obwohl er noch völlig intakt ist. Als die Glühbirne erfunden wurde, waren ihre Entwickler stolz darauf, eine äußerst langlebige Lichtquelle erfunden zu haben. Bis den Entwicklern Strafen auferlegt wurden, wenn ihre Glühbirnen die Lebensdauer von einer bestimmten Anzahl Stunden überschritten. Noch heute brennt in einer Feuerwache in Amerika eine Glühbirne, die 1901 hergestellt wurde. Mittels einer Webcam kann man sie sehen. Die Glühbirne hat übrigens schon 3 Webcams überlebt.

Es ist sehr erschreckend, was für Müllberge produziert werden, weil Elektrogeräte künstlich kurzlebig gebaut werden. Was für Ressourcen einfach verschleudert werden. Sprachlos gemacht haben mich die Bilder aus Ghana, wo Elektroschrott aus ganz Europa in Bergen in der Natur liegt und von Kindern ausgeschlachtet wird. Viele Geräte werden dort auch wieder unter einfachsten Umständen repariert.

Am Beispiel meiner Nähmaschine kann man gut erkennen, daß Produkte von früher einfach länger gehalten haben. Meine Veritas ist von 1978 und war noch nie kaputt. Sie hat noch die original Glühbirne, den original Elektromotor, alles an ihr ist original. Sie besteht zu großen Teilen aus Metall und ist deshalb sehr schwer. Die Nadel ist neu, die ist mir im letzten Jahr das erste Mal abgebrochen. Ich wußte gar nicht, wie man die wechselt. Ich warte meine Nähmaschine nicht mal ständig. Sie ist an manchen Stellen ziemlich verstaubt. Aber sie funktioniert und wird es hoffentlich noch sehr lange tun.




16 Kommentare:

  1. Ich habe gestern nach deinen entsprechenden Tweets schon darüber nachgedacht.
    Es wundert mich nicht, dass es sowas gibt.
    Der Wirtschaft nützen langlebige Dinge nichts.

    Schon meine Mutter hat des öfteren vermutet, dass viele Sachen einen Selbstzerstörungsmechanismus eingebaut haben. Und offenbar hatte sie damit nicht unrecht.

    Ich finds furchtbar. Ich halte sehr viel von Qualität und gebe dann auch mal mehr dafür aus. Aber das feit einen auch nicht vor Schaden, wie ich z.B. an meinem aktuellen Wintermantel sehen kann.

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  2. Ich hatte es schon immer geahnt...
    Liebe Grüße

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  3. Ich hatte gestern Abend auch diesen Bericht gesehn ... so langsam verstehe ich nun auch, warum Dinge fast genau nach Ablauf der Garantiezeit kaputt gehen, meißtens Notebooks.
    Ich finde das unerhört, zumal alle immer über Umweltverschmutzung und zuneige gehende Ressourcen reden.
    Liebe Grüße

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  4. Gut, dass Du das nochmal in Deinem Blog aufgenommen hast: Hatte gestern nach Deinen Tweets nach Obsolenz gesucht und nix gefunden.

    Das ist ja wohl der Hammer!
    Einfach nur unerträglich - von den Kindern, die in Afrika in den vergifteten Schrotthalden wühlen hatte ich schon gewusst. Aber dass bei Produkten der "Verfall" knallhart kalkuliert wird ist verachtenswert.

    Und: Wetten, da schreit bestimmt auch gleich wieder jemand "Verschwörungstheorie!"?

    Gehe jetzt meinen Frust abtwittern.

    Ganz lieben Gruss Dir !!!!

    Regina

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  5. so traurig...das lässt einen wütend und ohnmächtig zurück. da bleibt nur: second hand und alte sachen kaufen...oder gabs auch beispiele von korrekten herstellern?

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  6. Liebe Frau frische Brise,
    auch micht macht das sprachlos und traurig ....... auch unsere Familie versucht im Rahmen der Möglichkeiten dazu beizutragen, diese Müllberge nicht ständig weiterwachsen zu lassen. Das ist manchmal gar nicht so einfach und erfordert auch Selbstdiziplin - so werden wir häufig belächelt noch einen alten Röhrenfernseher zu haben und keine tolle Stereoanlage ..... manchmal kribbelt es schon in den Händen, wenn ich aber dann wieder solche Reportagen sehe, dann weiß ich das unser Weg nicht so falsch sein kann.
    Liebe Grüße
    C.

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  7. Wie schön, dass du das über die veritas schreibst, ich bekomme nämlich bald auch eine! Bin sehr gespannt drauf.
    LG! Catherine

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  8. Ja, es ist traurig und Gegenbeispiele gibt es selten: Hier wenigstens mal noch eins: Bei meiner geliebte Metabo-Stichsäge ist nach 10 Jahren der Halter für das Sägeblatt gebrochen. Die Ersatzteile (der Halter + einen Stift + Feder) konnte ich beim Fachhändler bestellen, waren nach 3 Tagen da und haben einen lächerlichen Preis gekostet. Nach meiner liebevollen Reperatur mit neum Fett usw. ist sie fit für die nächsten 10 Jahre. So wünsch ich mir das. DASS mal was kaputt geht, ist i.O., aber bei einem teuren Produkt muss auch eine Reperatur drin sein. Diese Wegwerf-Mentalität ist einfach furchtbar. Da soll sich die Industrie schon was besseres einfallen lassen, durch z.B. immer innovativere Produkte statt uns mit eingebauter Haltbarkeit zu vera....!

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  9. Vielen, vielen Dank für Deinen Post! Mir war das schon lange klar, dass heutige Produkte viel schneller kaputt gehen als die von früher, aber da dachte ich nur an Sparmaßnahmen bei Produktionskosten und Material. Aber das eingebaute Verfallsdatum ist echt krass! Ich hoffe, Du hast nichts dagegen, wenn ich Deinen Artikel auf meinem (zugegebenermaßen kleinen, bescheidenen, wenig gelesenen) Blog verlinke?
    Liebe Grüße,
    Verena

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  10. Wieder was gelernt, Vielen Dank!
    Meine Veritas ist übrigens genauso alt und hat glaub ich auch noch die erste Glühbirne. Aber trotz allem ein Hoffnungsschimmer am Horizont: es gibt auch heute noch Qualitätsprodukte, zwar recht wenige und die oft überteuert und nicht überall zu bekommen, aber es gibt sie noch.
    Und die Suche danach kann man ja auch zum Hobby machen.

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  11. Danke für Eure Kommentare!
    Der Beitrag gestern hat mich echt nachdenklich gemacht. Die Lösung: noch mehr selber machen, second hand kaufen und verkaufen und auf langlebige Produkte achten.

    Hier noch ein Tipp aus dem Film: "Lemnis Lighting" stellt Glühbirnen mit LED- Technik her, die 25 Jahre halten sollen.

    Und ja! Weitersagen! ;-)

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  12. Wir sind im April vor 2 Jahren nach Amerika ausgewandert und haben innerhalb von einer Woche alle Elektrogeräte neu gekauft, die ein Haushalt so braucht. Ca. 50% der Geräte mussten wir bis jetzt ersetzten. Besonders bemerkenswert ist, dass das erste Gerät nach genau 13 Monaten den Geist aufgegeben hat, üblicher Weise gibt es hier 12 Monate Garantie.

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  13. Den Bericht habe ich auch gesehen.
    Bisher vermutete Otto-Normalverbraucher ja nur, dass es sowas gibt - hatte das Gefühl, dass früher alles länger hielt. Aber dass es tatsächlich so gewollt ist... macht einen sprachlos.
    Und die Elektroschrott-Verschiffung nach Afrika - ohne Worte.

    "auf langlebige Produkte achten" ist leicht gesagt. Woher soll man wissen, ob die neue Waschmaschine langlebig sein wird? Werben die Hersteller seit neuestem damit, dass ihre Produkte ohne "geplante Obsoleszenz" hergestellt wurden? Hab' ich noch nicht gesehen und ist sicher auch nicht erwünscht.

    Unsere Wama von Privileg ist jetzt 22 Jahre alt und ich hoffe, dass sie es noch ein paar Jahre tut, denn ich weiß schon jetzt, dass eine neue auf keinen Fall so alt werden wird.

    LG,
    Andrea

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  14. Das Maschinenbau studierende Töchterlein hat auxh schon erzählt, dass an den Unis auch von solchen Sollbruchstellen berichtet wird... Ich bin entsetzt. Als Ing. der "old school" käme mir so etwas nicht in den Sinn und wäre gegen meine Berufsehre.

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  15. Ich bin gerade beim stöbern und lesen. Genau diese Veritas besitze ich auch noch und ie funktioniert sehr gut. Manchmal mag sie nicht so gern den Zickzack-Stich. Aber sie läuft. OK der Deckel (Abdeck"haube") ist ein wenig kaputt, aber DU hast Recht - ein wertvoles Stück! Sie müßte sogar fast aus dem gleichen Jahr sein :-)
    Viele Grüße
    Marika

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  16. Hallo frische Brise,

    ehrt uns sehr, Ihre Erfahungen mit unseren Nähmaschinen. Die 8014/40 ist auch eine feine Maschine! Nebenbei, es gibt noch fast alle Ersatzteile!

    Zur Diskussion, der Erfinder dieser ist leider unserer Firmengründer Isaac Merritt Singer - der Nähmaschinengigant. Um 1860 bemerkte er, dass er bald Pleite ist, weil seine Nähmaschinen unverwüstlich waren. So erfand er die "Sollbruchstellen". Wird heute von JEDER Firma, aber auch von JEDER Firma angewendet!

    Leider.

    Herzliche Grüße, Björn Ruder (VERITASKLUB, Klub des Nähmaschinenwerkes Wittenberge)

    www.naehmaschinenwerk.de

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