Sonntag, 18. April 2010

Filme, Filme...

In den letzten Tagen war ich bereit für zwei Filme, die ich schon lange mal sehen wollte. Ich wußte schon, daß beide Filme schwierige Themen beleuchten. Dazu muß ich in der Stimmung sein, bereit sein, mich darauf einzulassen.

"Long walk home", der erste Film, spielt nach einer wahren Begebenheit in Australien. Bis in die 70er Jahre hinein wurden sogenannte Mischlingskinder von Aboriginis und Weißen ihren Eltern weggenommen und in Erziehungslager gebracht. Sie sollten ihrer eigenen Kultur entfremdet werden. Im Film werden Anfang der 30er Jahre drei Mädchen über 1000 Kilometer von ihren Müttern entfernt, in solch ein Lager gebracht. Ihnen gelingt die Flucht. Sie wissen, daß ihre Familie am Kaninchenzaun lebt, also laufen sie diesen Zaun entlang, immer auf der Hut vor ihren Verfolgern.
Ich bin von dem Film sehr berührt. Die Szene, wo die Kinder ihren Müttern entrissen werden, ist sehr beklemmend. Das Durchhaltevermögen der Kinder ist bewundernswert. Die Bildsprache und die Kameraführung sind beeindruckend. Gleichzeitig regt der Film zum Nachdenken an, was die westliche Zivilisation quer durch die ganze Welt den Ureinwohnern der Kontinente angetan habt.

"Requiem", der zweite Film, den ich mir angeschaut habe, schnürt mir immernoch die Kehle zu. Auch dieser Film basiert auf einer wahren Begebenheit. Michaela kommt aus einer erzkatholischen, bayrischen Familie. Mit einem Studienplatz beginnt für sie ein kleines Glück. Weg von ihrer Familie blüht sie auf, bis "die Sache", die Epilepsie, sie wieder einholt. Sie hört Stimmen und vertraut sich hilfesuchend ihrem Pfarrer an. Völlig ohne ärztliche Hilfe, alleingelassen von verunsicherten Eltern, muß sich Michaela dem Exorzismus des Pfarrers unterziehen.
Der Fall der Anneliese Michel , die 1976 nach dieser Prozedur starb, erregte bundesweit Aufsehen.
Der Film ist nicht gruselig. Es weniger um den Exorzismus, als um die Umstände, in denen die junge Frau gelebt hat. Wir lernen sie als Person kennen, hervorragend gespielt von Sandra Hüller.
Wahrlich keine leichte Kost.

Filme, die noch lange nachwirken...

7 Kommentare:

  1. Schon beim Lesen deines Berichts war mir klar, das ich mich auf diese Filme nicht einlassen kann. Ich brauche heile Welt im Film oder ganz klar das Wissen, das es sich um Fiktion handelt. Mit allem anderen kann ich schwer umgehen.. Danke für deine Worte
    Stephi

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  2. "Requiem" habe ich auch gesehen und war danach noch tagelang verstört ...

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  3. "Requiem" hat die Thematik großartig umgesetzt. Mir hat der Film gut gefallen, mich aufgewühlt und nachdenklich gemacht. Es ist kein Horrorfilm wie "Der Exorzist", der gleich bei dem Schauerlichen ansetzt, sondern erzählt die Geschichte eines Menschen von Anfang an. Der Zuschauer lernt die Protagonistin noch im "normalen Zustand" kennen, mag sie. Michaela ist ein scheinbar normales Mädchen und dann entwickelt sich die Handlung dramatisch. Eine solche "Verwandlung" ist menschlich nicht ganz nachvollzihbar, denke ich, aber es wird einem versucht, es leichter zu verstehen. Exorzismus wird tatsächlich betrieben, mitten unter uns. Bei dem Namen Annelies Michel läuft mir noch heute ein Schauer über den Rücken...wenn man die Originalbänder hört, die irgendwo im Netz rumschwirren. Verstörend ist das passende Wort!

    Den ersten Film hahe ich mir gleich notiert. den kenne ich noch nicht. Liebe Grüße, Barbara

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  4. Ja, der Film "Requiem" ist auch verstörend. Aber es ist KEIN Horrorfilm. Vielmehr geht es darum, wie es durch Familie, Gesellschaft und Religion soweit kommen konnte, daß eine junge Frau sterben mußte.

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  5. Den ersten kenne ich nicht, aber beim zweiten habe ich nicht nur die junge Schauspielerin für ihre Leistung bewundert, sondern immer wieder gewusst (beim Sehen), dass mir jetzt nicht das Mittelalter vorgeführt wird, sondern bittere Realität der mehr oder weniger Jetzt-Zeit. Langsam frage ich mich, ob der Schaden, den die katholische Kirche auf verschiedenste Art und Weise anrichtet, nicht noch größer ist als angenommen.
    Ich les' hier schon lange, weil Hamburg meine Lieblingsstadt ist.
    Schönen Abend wünscht Clara

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  6. Ich habe den Film Requiem nicht gesehen, aber ich kenne den Fall der Anneliese Michel.
    Zum ersten Mal wurde ich mit ca. 16 Jahren mit ihren Bildern (Buch) konfrontiert. Es war und ist für mich überaus erschreckend, wie man all das Grauen, zulassen konnte. Wie all die vielen Menschen die daran beiteiligt waren, vor allem auch die kath. Kirche - zusehen, wie ein junger Mensch zugrunde geht.
    Ich habe den Dokumentarfilm gesehen, der sich mit Anneliese Michel beschäftigt - ich kann das Gesehene nicht beiseite schieben, so verstörte der Film - und doch ist es auch ein Stück trauriger Heimatgeschichte für mich, denn Klingenberg ist eine Kleinstadt in unserer Nähe.

    Liebe Frau Frisch Brise, ich finde dieses Blog so herzerfrischen - ich wünsche Ihnen, dem Mutzelchen, dem großen und dem kleinen Bruder und natürliche ihrem Mann eine wunderbare Frühlingswoche
    C.

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  7. Oh, Requiem hab ich auch gesehen! Das war so ein Film, wo man die ganze Zeit ganz tief in den Kinosessel hineingedrückt wurde und direkt danach erstmal nicht darüber reden konnte...

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